Saturday, November 03, 2007

Exkursion Guanzhou & Panyu

Bevor es allen noch langweilig wird daheim muss ich mich mal wieder hier in die Studierecke ins Wohnzimmer setzen und den Blog mal updaten ;) Samstag früh im Cockpit hier, Santtu und ich sind gerade noch am frühstücken um halb elf morgens während Sami heute früh lautstark heimgekommen ist weil gestern seine Kumpels den letzten Tag hier waren, was natürlich in reichlich Finlandia Vodka enden musste ;)

Highlight letzte Woche war unser Trip am Samstag mit der Chinese Culture Class nach Guanzhou, nächste größere Stadt hier am Ende des Pearl River Delta (Pearl River ist der Fluss logischerweise und das Delta besteht u.a. aus Macao, Shenzhen und Hongkong).

Guanzhou ist mit eine der größten Städte in China was die Einwohnerzahl der Stadt an sich angeht, ohne umliegende Gebiete beträgt die geschätzte Einwohnerzahl ca. 12.000.000 Menschen. Ausgeschrieben sieht es noch ein wenig dramatischer aus ;) Panyu, der Stadtteil den wir besucht haben hat ca. 1 Mio. Einwohner.

Ziel des Ausfluges war mal wieder den Magen der Austauschstudenten auf die Probe zu stellen. Nein nicht ganz so, aber fast. Rüber nach Zhuhai ging es mit dem Bus dann 3 Stunden Richtung Guanzhou, im chinesischen Fake-Bus denke ich mal da die Federung so wild war dass wir hinten auf der Rückbank den ein oder anderen Rodeo-Contest veranstaltet haben weil jedes Schlagloch den Bus mindestens 2 Meter in die Luft gehoben hat ;) Also mit Schlafen war jedenfalls nichts und Samstags früh um 6.45 aufstehen - könnt ihr euch ja ausmalen wie begeistert dann alle waren als wir endlich mal in Guanzhou ankamen.

Was es dann gab war allerdings schon recht unterhaltsam. Kurzer Exkurs in die chinesische Medizin, damit die eifrigen Leser dieses Blogs einen Einblick in die Kultur und auch ein wenig in den Aberglauben der Chinesischen Tradition bekommen:

Traditionelle chinesische Medizin enthält 4 Grundideen die miteinander einen Einklang bilden sollen im gesunden Körper:
1.) Yin & Yang (das hat hoffentlich jeder schonmal irgendwo gehört): Gesundheit erfordert eine ständige Anpassung an äußere Umstände und Krankheit wird als Unfähigkeit des Körpers angesehen sich diesen Umständen anzupassen.
2.) Qi (Tschi): Frei fliessende Energy des Lebens welche in lebenden Personen frei umherschwebt. Lustige Übung im Unterricht: Hände vor dem Körper zusammenhalten als würden sie oben und unten einen unsichtbaren Ball halten, dann auf den Zwischenraum zwischen den Händen konzentrieren. Könnt euch ja vorstellen dass die Übung sowohl Heiterkeit als auch Erstaunen hervorgerufen hat. Zwischen den Händen soll man bei langer Konzentration den Qi-Fluss spüren.
3.) Xue: Blut
4.) 4 Elemente: Hierbei üben sowohl Jahreszeiten, Mondphasen, Lebensabschnitte, Einfluss von Essen, Emotionen und andere Dinge EInfluss auf den Körper aus.

Dabei belassen wir es jetzt mal alles andere würde nur zu Verwirrung und bei mir zu Fingerkrämpfen führen ;)

Was es dann dort hab war eine Sitzung mit einer traditionellen chinesischen Ärztin. Seltsam oder für Westler nicht wirklich nachvollziehbar und es gab reichlich Diskussionen ob das jetzt wissenschaftlich sein könne oder nicht hat die Ärztin lediglich den Puls gefühlt auf beiden Handseiten und die Zunge angeschaut und konnte über den Puls (angeblich) sämtliche Probleme erkennen.

Lustigerweise kamen bei manchen dann doch richtige Dinge raus die evtl. nicht hätten rauskommen sollen ;) ;) Bei mir war soweit alles ok, alle Dinge "im Fluss" - sie hat mir nur gesagt was ich eh schon wusste dass mein unterer Rücken später mal zum Problem wird (was auch bei den steinharten Matratzen hier keine Kunst zu prognostizieren ist...).

Dann gings weiter zum Essen - herrlich, jetzt kommt wieder der Teil für empfindliche Geschmäcker was chinesisches Essen angeht. Das sehr exquisite Restaurant hat sich eben auf "herbal cuisine" spezialisiert, was bedeutet Essen in Verbindung mit medizinischen Kräutern. Also gab es wieder alles was Wald und Wiese so hergeben. Lustigerweise hat Stella, unsere Kultur-Lehrerin, sich den Spass erlaubt uns erst später zu erklären was es denn gab und todesmutig wie wir sind haben wir fleissig alles in uns reingeschaufelt was auf den Tisch kam:

Angefangen mit "Schwarzem Huhn" (das natürlich mit Kopf und allem serviert wurde - siehe Bilder), über Kaktusblätter-Pilzsuppe bis hin zu Schlange (was wieder mal das Beste am ganzen Essen war) und den ganz wilden Sachen. Sowohl geschmacklich als auch dann bei Erläuterung des Essensinhaltes ist es einigen etwas anders geworden: Schafs-Hirn auf Innereien-Paste (hat auch so geschmeckt wie es sich anhört aber Hirn scheint wohl eine Delikatesse und medizinisches Wunder zu sein); Highlight war dann als eine Platte mit Pastetchen kam und alle sich darauf gestürzt haben nach dem Motto "Uuuuh, Nachtisch", aber eine Pastete aus Frosch-Eierstöcken kann man jetzt einfach nicht wirklich als gelungenen Nachtisch anpreisen ;) Alles in allem wieder mal ein Erlebnis !!

Dann ging es weiter zum zweiten Kultur-Highlight: traditioneller chinesischer Garten. Dazu nochmal einen Exkurs in die Welt der chinesischen Tradition, ihr sollt ja hier auch was lernen und nicht nur Spass haben oder euch die Zeit auf der Arbeit vertreiben, gelle ;)

Pack es mal kürzer als Facts & Figures:
- Chinesischer Garten stellt einen Platz zwischen Himmel und Erde dar und dient der Meditation
- Die Unregelmässigkeit des chinesischen Gartens hat ihre Grundlage im Taoismus: Harmonie mit der Natur
- Der Garten stellt einen spirituellen Zufluchtsort dar, in dem die Menschen fernab ihrer sozialen Umgebung ihr wahres Ich finden können und mit der antiken Lebensweise Verbindung finden
- Für Chinesen ist Symmetrie etwas ZU regelmässiges, ZU künstliches, nicht spontan genug und kein Zeichen des "Lebensflusses"
- 10 Kriterien für den chinesischen Garten
- Nah am Haus gebaut
- von einer Mauer umgeben
- Assymetrisch
- unterteilt in verschiedene Bereiche
- Zhai = Platz der Studien
- Ting = Pavillion
- Lang = Offene Gallerie
- Fang = Boot aus Stein
- Einbindung von Feng Shui für die Gestaltung
- Jie Jing = borrowed scenery (kann das irgendwie nicht passend übersetzen)
Im Garten sind verschiedene Motive von Metallrahmen umgeben welches den Hintergrund nochmal in einem anderen Gesamtzusammenhang erscheinen lässt.
- Gravierungen und Schriftrollen
- Steine
Stein ist für die Chinesen das Gegenstück zu europäischen Skulpturen in den Gärten. Stein wird nachgesagt eine natürlich Energy zu haben und symbolisiert Weisheit und Unsterblichkeit. Als Element ist Stein dem Yang /männlich zugeordnet, da es dauerhaft, hart und stark ist ;) AY Caramba !
- Wasser und Fische
- Pflanzen und Blumen (No shit, Sherlock!! - kommt selten vor dass ein Garten sowas hat ;) )


Danach wurde noch ein Mausoleum angeschaut, was aber relativ nicht so wirklich spannend war. Und dann wieder zurück nach Zhuhai und rüber über die Grenze nach macao. Abends kam dann Santtu mit seinem englischen Kumpel Dave wieder zurück vom Trip durch China und wir sind in alter Tradition in D2 und Sky21 gelandet !! D2 hatte eine Pre-Halloween Prep-Party somit wurden wir natürlich alle geschminkt und hatten so auch unseren Spass dort. Amtlicher Tag, amtlicher Abend !!

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